Freiheit
Ich bin alles und ich bin nichts (bestimmtes)
Jede Schublade, in die ich mich stecke, wird mir auf Dauer zu eng. In meinem ganzen Körper fühle ich dieses Gefängnis. Mein Körper zeigt mir deutlich, wenn mein Geist mich wieder in ein Gefängnis eingesperrt hat.
Gefängnisse wie zum Beispiel:
Ich bin mein Beruf. Ich bin was ich tue. Ich bin was ich denke.
Schubladen, wie:
Ich bin gut, oder ich bin schlecht.
Ich bin stark, oder ich bin schwach.
Ich bin erhaben, ich bin mächtig.
Ich bin unfähig, ich bin ohnmächtig.
Ich bin schuldig, oder ich bin unschuldig.
Ich bin eine gute Mutter, oder ich bin eine schlechte Mutter.
Es gibt unzählige, unendliche viele dieser Schubladen und Gefängnisse. Immer diese eine Seite der Medaille.
Wenn ich nicht auf meinen Geist geachtet habe und er sich von Anteilen in mir steuern lässt, das Denken anderer übernimmt, spüre ich im Körper meine Gefängnisse. Ich spüre sie als Enge, Druck oder Schmerz. Manchmal auch schon früher, als Angst, Trauer, Wut. Scham, Schuld etc. All das sind Hinweise auf Gefängnisse in meinem Inneren, in die ich mich zu irgendeiner Zeit eingesperrt habe.
Es ist meine Aufgabe, mich immer wieder aus diesen Schubladen zu befreien. Ich bin weder nur das eine, noch ausschließlich das andere. Und es ist meine Aufgabe darauf zu achten, mich nicht wieder einzusperren.
Ich bin stets alles gleichzeitig und ich bin nichts (bestimmtes)
Ich bin nichts definiertes. Ich bin formlos, ich bin frei.
Mein Wesen möchte in dieser Freiheit sein. Mein Wesen möchte nicht definiert werden. Mein Wesen möchte nicht in Schubladen gesteckt werden.
Mein Wesen möchte sich permanent verändern und alles sein, aber nicht beständig etwas bestimmtes, nichts definiertes. Kein Beruf, keine Eigenschaft.
Nichts ist von Dauer, alles ist im ständigen Wandel und Fluss.
Ich bin weder nur Schüler, noch nur Lehrer, bin weder nur stark, noch nur schwach… Ich bin alles gleichzeitig. Ich bin nicht nur das eine oder das andere.
Ich bin stets alles und ich bin nichts (bestimmtes).
Das ist für mich das einzig existierende reale Gefängnis, in das nur ich selbst mich stecken kann. Es gibt Anteilen in mir und den Menschen um mich herum Sicherheit. Sie wollen eine Definition, wollen wissen wer ich bin. Das Menschliche in uns will immer eine Definition, will wissen wer wir sind.
Ich sage ihnen wer ich bin: Ich bin alles und ich bin nichts (bestimmtes).
Eine Definition ist und bleibt ein Gefängnis. Es zeigt sich dann in meinem Leben durch äußere Gefängnisse. Aber das tatsächliche Gefängnis dahinter, das was ich fühle, ist in mir.
Meine Seele, fordert mich auf, mich aus diesen Schubladen und einschränkenden Definitionen zu befreien.
Sie loszulassen und mir zu erlauben ALLES zu sein und NICHTS (bestimmtes)
Dabei fühle ich die Freiheit. NICHTS Sein zu müssen und ALLES sein zu dürfen.
Die äußere Freiheit setzt die innere Freiheit voraus. Ich fühle mich frei, wenn ich mich nicht als irgendetwas definiere oder deklariere. Kein Etikett, kein Label. Ich bin weder reich noch arm, bin weder schlau noch dumm, sportlich noch unsportlich. Ich bin auch nicht mein Beruf.
Ich bin alles und ich bin nichts (bestimmtes).
Ich bin.
Text vom 31.Mai 2024