Hass braucht Liebe
Ja ich trage Hass in mir.
Ich habe Anteile, die hassen.
Mich hassen, das Leben hassen, Verhalten von Menschen hassen. Mein Verhalten hassen. Die einengenden Systeme hassen. Gefühle hassen. Meinen Körper hassen. Ich könnte die Liste endlos verlängern.
So groß mein Potenzial zu hassen ist, um ein vielfaches größer ist das Potenzial zu lieben.
Beides liegt in der Waagschale. Die Liebe hat um Welten mehr Gewicht.
Beides gehört hier auf Erden zum Leben dazu. Auch der Hass hat seinen Grund, seine Existenzberechtigung und seinen positiven Sinn und Nutzen.
Was sind diese?, fragst du, lieber Leser nun vielleicht.
Was, wenn du selbst deine Antwort darauf findest? Ich habe meine Antworten gefunden und es kommen immer mal welche hinzu.
Ich möchte nicht mehr gegen den Hass sein.
Das Gegen etwas sein, das Unterdrücken führt dazu, dass eine Energie wie der Hass sich entartet, unnatürlich wird, sich verdreht und Schaden anrichtet. Ein Eigenleben entwickelt, wie mein lieber Freund Sergej so schön ergänzte. Die Energie wird von gesund zu krank.
Was nun ist meine Lösung?
Ich akzeptiere den Hass in mir. Den Selbsthass. Die Anteile, die hassen. Ich lasse den Hass und die Aufmerksamkeit bei mir. Ich umarme meine Anteile, die im Hass und Schmerz gefangen sind. Ich fühle mit ihnen. Mein Herzraum ist so groß, dass auch sie dort hineinpassen und geliebt werden können. Ich will ihnen zuhören. Für sie da sein, mit ihnen sein, will ihren Schmerz und ihre Gründe zu hassen verstehen.
All das ist Liebe.
Ich bin da, immer wieder und jedes Mal solange bis ihr Hunger nach wahrer Liebe und Aufmerksamkeit gestillt ist. Es bringt nichts zu versuchen sie aus meinem Leben zu verbannen, sie zu leugnen, zu verstecken, zu ignorieren, gegen sie zu kämpfen, vor ihnen zu flüchten. Sie gehen nur ins Dunkle, entarten und wirken von dort aus, gewinnen an Macht über mich. Ihr Schmerz wurde mein Schmerz. Er zeigt sich bei mir als Migräne. Ich habe nicht zugehört. Ich wollte nicht da sein.
Der Hass will gesehen werden. Er will angehört werden. Hass mit Hass oder Ablehnung zu begegnen hat für mich nicht funktioniert.
Noch größer als der Hass in mir ist die Liebe.
Es ist meine Wahl was ich nun daraus mache. Ich schäme mich nicht mehr dafür ein Mensch zu sein und menschliche Gefühle zu haben.
In mir darf auch der Hass und die Ablehnung fließen. Ich möchte ihnen zeitweise den Raum geben, den sie brauchen. Es ist nicht leicht mit Hass und Ablehnung eine Weile zu sein, mit ihnen zu leben. Aber noch härter und schmerzhafter ist es, sie zu leugnen, zu verdrängen und auszugrenzen.
Alles gehört zum Leben dazu und aus der Sicht des Lebens gibt es kein gut oder schlecht. Hass und Ablehnung sind lediglich ganz natürliche Energien. Ich habe die Wahl. Ich kann sie wahrnehmen und fühlen. Ich muss nicht aus ihnen denken, sprechen oder handeln. Es reicht mit ihnen zu sein und sie still wertfrei zu beobachten.
Ich fühle mich stark genug, an dieser Herausforderung mit meiner Liebesfähigkeit zu wachsen. Durch diesen Weg vergrößert sich nicht der Hass, sondern mein Herzraum, indem die Liebe wohnt und in die Welt fließt.
Text vom 13.Juni 2024