Selbsterkenntnisse

Essenz

Aus inneren Gefängnissen auszubrechen, ist gar nicht so leicht, wie es sich manchmal anhört. Es kommt nämlich immer darauf an, wieviel Zeit und Aufwand (GedankenEnergie und Gefühle) man in den Bau der Gitterstäbe gesteckt hat. Für mich gibt es keinen anderen Weg mehr. Ich bin es mir nun wert, den Mut aufzubringen, die Geschichten über mich loszulassen, meine Meinung über mich zu revidieren, mein negatives Selbstbild und die alte Vorstellungen von mir abzulegen. Ich entscheide, dass Glaubenssätze keine universellen Wahrheiten sind – sie sind bloß Gedanken. Sie stimmen nicht, doch gewinnen an enormer Kraft, sobald ich an sie glaube. Sie können sehr einsperrend sein und fühlen sich auch körperlich bedrückend an. Es sind Gedanken, die den Fluss des Lebens beeinflussen.

Traurige Lebensgeschichten sind entstanden und haben sich wiederholt, weil ich tief und fest glaubte „Ich bin nicht liebenswert“, „Ich werde immer abgelehnt“, „Ich bin nichts wert“ oder „Ich will nicht leben“ und viele weitere, für die es keine weitere Aufzählung bedarf. Ich wollte diese Gedanken nicht loslassen. Aber warum? Weil ich glaubte, dass meine Existenz daran hing.

Ohne diese Gedanken und ohne den Glauben wusste ich nicht, wer ich bin. Und das machte mir unbemerkt Angst. Ich dachte immer ich hätte Angst davor, nicht zu wissen, wer ich bin. Bis eine Freundin mir die richtige Frage stellte. Hast du Angst davor nicht zu wissen, wer du bist? Oder davor zu wissen wer du bist? Als ich mir selbst diese Frage stellte, eröffnete sich in mir auf einmal eine neue Welt, eine Welt ohne diese Gedanken. Eine Welt für die ich lange mit meinem Freund in vielen inneren Schlüsselreisen den Weg geebnet hatte und die ich nun endlich wahrnehmen kann und leben will.

Eine Welt ohne diese Glaubenssätze – ein Leben so hell, so kostbar, so wertvoll – wie ich. Denn ich bin Leben. Ich bin mein Leben. Ich bin nicht meine Gedanken, nicht meine Gefühle, und schon gar nicht meine vergangenen Geschichten. All das kann ich ändern und hinter mir lassen, wenn ich will – und ich will. Doch was ich wirklich bin ist immer da. Das pure Leben, die reine Liebe. Ich bin immer da, auch wenn ich mich in meinen Gedanken, Gefühlen, Ängsten und Geschichten verloren habe. Ich konnte mich immer wieder finden. 

Mein Bestreben ist es, mehr daran zu glauben. Mehr an mich zu glauben, an das echte Leben, statt an Gedanken oder das falsche Selbstbild, das ich einst erschaffen und genährt habe. Das bin ich nicht. Es in jeder Sekunde zu erkennen und mich als das zu erfahren, was ich wirklich bin, soll meinen Weg bestimmen. Alles andere habe ich lange genug gesehen, das Spiel ausgereizt und erfahren. Ich habe es satt. Ich bin bereit für Neues. Und das Potenzial dafür liegt im Jetzt – nicht im Morgen, nicht im Übermorgen – nur im JETZT.

Das Leben fordert mich seit Jahren dazu auf, neu zu sein. Ich brauche das Alte nicht wiederholen. Doch um das zu erkennen, musste ich erst sehen und erfahren, was ich alles nicht bin. Ich klammerte mich aus Angst an diese Vorstellungen – an die Schein-Identitäten, die ich nicht loslassen wollte. Die Vorstellungen von mir entsprachen nicht der Wirklichkeit, sie waren erfunden, nicht wahrhaftig. Alles, was nicht wahrhaftig ist, zerfällt in unserer aktuellen Zeit. Wir werden liebevoll gezwungen, all das loszulassen, was nicht unserer Natur und göttlichen Wahrheit entspricht. Und das ist ein Segen, auch wenn es sich manchmal wie ein Fluch anfühlen kann.

Etwas loszulassen, das man ein Leben lang aufgebaut und in das man investiert hat, fällt uns Menschen sehr schwer. Selbst wenn es uns nicht guttut, halten wir daran fest, weil wir so viel von uns hineingesteckt haben. Ich war meinem negativen Selbstbild gegenüber sehr loyal. Ich erschuf mir eine Scheinwelt, die für mich absolut und wahr war. Darin litt ich – und trotzdem wollte ich sie behalten. Verrückt. Aber menschlich.

Menschsein ist crazy, wenn man seine eigene Macht nicht erkennt und sie daher nicht nutzen kann. Unbemerkt nutzte ich diese Macht, um mich selbst einzusperren und mir zu schaden. Doch ich durchschaue mehr und mehr dieses Spiel. Ich bin bereit, aktiv mitzuspielen und mich als Mensch neu zu erschaffen. 

Hallo Leben, hallo ICH, ich bin bereit für das Neue.